Sardinien –Vom „Aufpoliermittel“ zum authentischen Eigenprodukt
Sardinien –Vom „Aufpoliermittel“ zum authentischen Eigenprodukt
Sardinien war lange der „Weingeist“ Italiens – überall drin, aber unbeachtet, fast schon durchsichtig. Eine Wendung 1980 in der Produktion liess den Sonnenschein Italiens aber wieder im richtigen Licht erstrahlen. 43'000 Hektar Rebfläche auf der Mittelmeerinsel Sardinien verwöhnen Trauben mit sonnigem und windigem Klima. Die südliche Mittelmeerlage versorgt vor allem rote Traubensorten mit viel Sonnnestrahlen, während der etwas kühlere Norden frischen und fruchtigen Weissweinen eine Heimat gibt. Durch die hohe Sonnenzufuhr wurden sardinische Weine vor allem zum „auffrischen“ blasser Weine, die eben nicht so viel Sonne gesehen haben, verwendet. Auch verbesserten sardinische Weine den Alkoholgehalt und das Aroma von schwachen Weinen. Bis 1970 blieben deshalb Weine aus Sardinien auf dem Weinmarkt weitgehend unbekannt, schliesslich wurden sie nur als Aufpoliermittel gebraucht. Trotz dieser „Unbekanntheit“ in der Weinwelt wird über Sardinien gesagt, dass es dort mehr Wasser als Wein gibt. Vielleicht etwas übertrieben, aber Fakt ist, dass Sardinien auf eine lange Weintradition zurückblicken kann. Die Insel besitzt ein paar der ältesten Rebsorten der Welt – auf der roten Seite vor allem durch Cannonau vertreten, auf der weissen Seite durch die Vermentino-Traube. Auch Sherry-ähnliche Dessertweine darf man heute zum vielfältigen Spektrum von Sardiniens Weinauswahl zählen. Namentlich vertreten sind hier Sorten wie Moscato Malvasia oder Giró. Doch wo war der Wendepunkt der heutigen Weinproduktion Sardiniens? In den 1980er Jahren begann Sardinien eigenen Flaschenwein zu produzieren und eroberte so nach und nach die Weinregale der ganzen Welt. Rund 20 DOC-Gebiete zählt Sardinien heute. Zwar immer noch nicht mehr Wein als Wasser – aber mehr guten, eigenen Wein als vorher.