Weinland Amerika
Amerika – Ein Land auf der Aufholjagd
In Amerikas Weinbaugeschichte ging alles Schlag auf Schlag und Hand in Hand. Hochs, Tiefs und Krisen wechselten sich im hohen Rhythmus ab. Doch der amerikanische Wein ist ein Kämpfer und gab nie auf.
Der Wein kam mit dem Boot. Im 16. Jahrhundert getrauten sich die Hugenotten erstmals auf amerikanischen Grund und pflanzten die ersten Weingewächse an. Doch das wirklich wichtige Ereignis geschah dann erst 200 Jahre später. Mit dem Goldrausch kamen nicht nur goldhungrige Menschen aus der ganzen Welt nach Amerika, sondern auch durstige. Mit dabei hatten sie Weinfachwissen aus aller Welt.
Der Wein blieb dabei hauptsächlich in den Küstengebieten hängen. Zu aufwendig war der Transport in andere Bundesstaaten. Das änderte die Eisenbahn auf einen Schlag. Als die Bahnlinie 1869 fertig gestellt war, stand der Verbreitung des amerikanischen Weines nichts mehr im Wege. Er schwirrte aus – nach Osten und nach Europa.
Doch wo so viel Gutes passiert, ist die Krise oft nicht weit. Von einem Tag auf den anderen zerstörte die Prohibition (1919-133) – das Verbot zur Herstellung und Verkauf von Alkohol - das gesamte Weingeschäft. Überleben konnte nur, wer für religiöse Zwecke anbaute... und das waren nicht viele. Verlängert wurde die Weinflaute dann auch noch von einer wirtschaftlichen Depression und dem zweiten Weltkrieg. Ende der 1940er Jahre wagte man sich dann trotzdem an einen erneuten Aufbauversuch. Und dieser gelang.
Die gross propagierte Meinungsfreiheit in Amerika greift auch auf den Wein über. Die „Weinfreiheit“ ist nur durch einige wenige Regelungen eingeschränkt. So beispielsweise die Etiketten-Regel: 51 Prozent der Weinsorte, die auf dem Etikett steht, muss auch drin sein. Generell sind amerikanische Weingesetze aber die Umkehrung der Europäischen. Alles ist erlaubt, was nicht verboten ist. In Europa ist alles verboten, ausser was gesetzlich erlaubt ist.
Die Haltung zu Alkohol in Amerika ist weltweit ziemlich einzigartig. Alkohol ist in Amerika noch immer als Droge deklariert und wird auch nicht öffentlich, sondern nur in privaten Kreisen getrunken. Es ist für amerikanische Haushalte definitiv ein Luxusprodukt.
Trotzdem: Amerika hat im Weinbau grossartige Möglichkeiten und diese teilweise auch schon genutzt. Etwa 2'500 Winzerbetriebe zieren heute amerikanisches Land – und noch viele mehr hätten Platz. Dank seinen verschiedenen klimatischen Lagen bietet amerikanischer Grund und Boden viel Platz für weintechnische Vielfalt. Kalifornien geht mit gutem Beispiel voran, Texas und New York sind inzwischen auch gross ins Weinbusiness eingestiegen. Dabei setzten die Winzer vor allem auf einheimische Labrusca-Sorten. Aber auch europäische sind beliebt, so etwa der Gewürztraminer, Pinot Noir oder Merlot. Mit all diesen Sorten werden dann rund 18 – 20 Millionen Hektoliter Wein jährlich produziert. Damit holt sich Amerika den 4. Platz in der Weltrangliste – damit haben sie in den letzten Jahren mächtig aufgeholt.